¶ Stimmt so. Nehmen wir heute das Wort „Trinkgeld“. Es klingt schön. Leider nur
noch selten. In den Kaffee-Ketten-Läden steht immer ein großes ehemaliges
Marmeladen-Glas neben der Kasse. Es weist auf „Tip“ hin. „Tip“ ist das moderne
Trinkgeld. Es ist deutlich weniger als früher. Wenn mein Vater früher mit der
Bedienung zufrieden war, sagte er: „Stimmt so.“ Und meinte den Geldbetrag, den
er zur Bezahlung auf den Tisch gelegt hatte. Wenn mein Vater nicht zufrieden
war, wurde es für alle Beteiligten anstrengend. Außer für meinen Vater. Er
bezahlte exakt den verlangten Betrag. Tat dies aber mit dem Einsatz aller
verfügbaren Münzen, welche die Währung bot:
Fünf-Mark-Stücke bis ein Pfennig. Da konnte das Bezahlen länger dauern. Das
sah man bald der Bedienung an. Aus irgendeiner Anzugtasche klaubte mein
Vater noch ein paar Pfennige hervor. Es fehlten noch acht. Mein Vater genoss
diese Szene. Wenn er keine Münzen mehr in seiner Kleidung fand, kam meine
Mutter ins Spiel. Eher verschämt schob sie ihm eine Zehn-Pfennig-Münze über
den Tisch. Mein Vater zerkleinerte sie sofort in Pfennige und schob meiner Mutter
zwei Pfennige zurück.
In Frankreich heißt Trinkgeld „Pourboire“. In New York wurde man schon immer
beschimpft, wenn man zu wenig „Tip“ gibt. Die Kellner laufen einem hinterher bis
auf die Straßen. Heute heißen überall auf der Welt Veranstaltungen „Events“. Bei
den „Events“, bei denen die Gäste nichts zahlen müssen, zahlen sie naturgemäß
auch kein Trinkgeld. Dafür wollen sie alle ihre Speisen und Getränke so schnell
wie möglich haben. Der Tisch muss immer schön aufgeräumt sein und die
Bedienung freundlich und lächelnd. Okay. Versuchen wir mal, was daraus zu
machen. An diesem Abend waren es 160 Gastronomen von der Insel Usedom.
Sie kamen meist pärchenweise und schauten überwiegend streng. Auf dem
Speiseplan standen acht Gänge mit „Fingerfood“, gereicht von Etagièren und
Tabletts. Bereits nach dem 3. Tablett (Maishähnchen-Roulade mit Pilzen gefüllt
und Kerbel-Schmand-Sauce) fing man an zu schwitzen. Ich setzte auf den
Mitleids-Effekt. Und schon wurden mir dezent die ersten Münzen zugesteckt. In
diesem Auftrieb karikierte ich die Tischordnung. „Gestatten Sie, dass ich Ihnen
diese Serviette zu ersetzen vorschlage. Ich kriege sonst Abzüge in der B-Note.“
Das kam gut an. Bereits nach dem 4. Tablett erwarteten mich die Gäste mit
einem Lächeln. Gerne ließen sie sich erklären, was jetzt zu vertilgen war
(Canapé mit rosa gebratenem Roastbeef, Remouladensauce und Blattpetersilie).
„Da lassen Sie mal gleich ein paar mehr von da.“ Gerne doch. Einem Herrn
verlangte es noch mal nach dem Matjes-Tartar auf Fenchel-Apfelsalat von Tablett
2. Ich signalisierte mein Bestes zu tun, notfalls kurz runter zum Hafen zu laufen.
Als der Gast wenige Minuten später beglückt werden konnte, schob er einen
Geld-Schein auf mein Tablett. „Arbeiten Sie immer hier?“ Wurde ich mehrfach
gefragt. „Für Sie schon.“ War meine Antwort.
(ein DO Ende Januar 2015 , Restaurant „Parlament“ unter Hamburger Rathaus,
Rathausplatz 1; Reporter: JC Skôda; aus dessen Zyklus: "8 € 50 – Geschichten;
MEHR davon gerne auf Anfrage)
Christoph Schröder
Wussten wir, wie schön es war?
Wir spürten es mit Haut und Haar.
Wir aßen die Kirschen direkt vom Baum
Wie schön das war – wir ahnten es kaum
Wir radelten weiter, noch manches Jahr
Nach Capri New York Süd–Afrika
Wir hielten noch Hände, wir waren noch Paar
Doch war es noch schön – so wie es war?
Der Druck von außen erdrückte uns fast
Krankheiten, Sorgen – sie rasten ohne Rast.
Ich hielt nicht stand, ich flüchtete vor Dir
Also suchtest du Wege auch fort von mir
Ich konnte Dir nicht das Einfache geben
was es braucht für ein gemeinsames Leben.
Es ging uns verloren, was fest einmal war –
was alle in uns sahen als ‚strahlendes Paar’.
So sind wir heute jeder für sich.
Doch wenn wir uns treffen, gilt uns dies Gedicht.
(Sommer 2015)
Christoph Schröder
Mops und Drops
Der Mops voll Lust
Lutscht einen Drops
Den Drops –oh flugs–
Verschluckt der Mops
Dem Mops hängt quer
Der blöde Drops (hust, hechel, würg …)
„Drops – raus mit dir“
ächzt laut der Mops
Da kommt er schon:
Der Drops samt Kotz
vom drops-befreiten
heiteren Mops
(3. August 2015)
HINWEIS: Leser, die dies Gedicht liken, interessierten sich auch für den > Made – Zyklus)
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder
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